Gedanken und Erinnerungen 73 – 79: Abbruch und Neuaufstellung
Eckpunkte für mein Engagement im BDKJ
1972 Sommerlager Bezau:, S…und ich kochen, uns gefällt das Lagerleben und das Leitungsteam, wir beschließen, auch eine Gruppe leiten zu wollen.
Brief von H… nach Bezau: Gemeindeleitung hat Schlösser in St Hildegard ausgetauscht, wir kommen mit unseren Gruppen nicht mehr in die Räume
73 Gruppenleiterkurse in Heiligkreuzsteinach: Kennenlernen von Arbeitsmaterial für Gruppen, Kommunikationsmodelle Rogers und Ruth Cohn, Reflexion über Motivation, Entwicklungspsychologie und Reflexion der Arbeit vor dem Hintergrund von Jesus Handeln in der Welt.
Ab 1973 Übernahme einer gemischten Kindergruppe mit C….. Gruppenstunden fanden im Haus der Jugend statt, da für unsere Arbeit kirchliche Räume verschlossen waren. Im HDJ betreuten auch noch, S…, G….und W… Kindergruppen. Kontakte mit dem Weststadtverein ermöglichten uns die Bedienung am Weststadtfest und damit finanzielle Unterstützung für die Arbeit, ich erinnere mich auch noch an die Beteiligung an einem Spielplatzbauprojekt mit unseren betreuten Kindern und den Pfadfindern.
Ab 74 werden Kellerräume für die Arbeit von Dr. Walz zu Verfügung gestellt, in stundenlanger Eigenleistung werden Räume hergerichtet, dass darin Jugendarbeit möglich ist. Über B. ist dieser Kontakt entstanden…………
Zunächst findet traditionelle Kindergruppenarbeit in festen Gruppen statt, es werden die Eltern der Kinder regelmäßig kontaktiert, jährlich findet eine Sommerfreizeit statt.
Die feste Gruppenarbeit wird immer mehr zu Gunsten einer offenen Jugendarbeit zurückgefahren. Es finden zu bestimmten Öffnungszeiten Begegnungen statt, das Hören von Musik und Party feiern waren wichtige Elemente.
Wir sind zum Treffpunkt für viele heimatlose Jugendliche geworden, die wenig soziale Anbindungen hatte. Heute würde man das vielleicht als Randgruppenarbeit bezeichnen. Erwähnenswert waren auch die jährlich stattfindenden Jugendfreizeiten, die damals schon erlebnispädagogisch orientiert waren.
Zwischenzeitlich liefen auch noch Gespräche mit der Gemeinde, die Kluft wurde jedoch immer größer. Wir machten Jugendarbeit mit „Greti und Pleti“ ( Zitat Gemeindeleitung), in St Bonifatius wurde versucht, eine eigene kirchenkonforme Jugendarbeit zu etablieren.
Mit dem Synodenbeschluss „Ziele und Aufgaben Kirchlicher Jugendarbeit“ wird Jugendarbeit definiert als „Dienst der Kirche an der Jugend der Kirche und an der Jugend überhaupt“ .
Die Kirche nahm somit die Jugend der Kirche und wir die Jugend überhaupt in den Blick. Über die ganzen Jahre gab es keinerlei Anerkennung oder Würdigung gegenüber unserer Arbeit, die Jugendliche ansprach, die sonst nirgendwo beheimatet waren. Eine aus heutiger Sicht wertvolle Arbeit, die ehrenamtlich geleistet wurde, heute wird eine solche Arbeit eher von Profis getragen.
Mit den Jahren erlischt der Kontakt zur Kirchengemeinde. Im Waltzenkeller werden ca 200 Kinder und Jugendliche weitgehend autonom betreut.
Über Schulungen auf Dekanatsebene, Versammlungen findet weiterhin eine Auseinandersetzng mit kirchlichen Themen statt. Die Auseinandersetzung mit Paolo Freire, die Befreiungstheologie, Texte von Ernesto Cardenal … gaben wichtige Impulse für die Arbeit mit unseren Kindern und Jugendlichen.
Ebenso wichtige Impulse gingen von der Projektarbeit als pädagogischen Ansatz für die Arbeit mit Jugendlichen aus.
1977 Bundestreffen „Forum Aachen“ machte die Hinwendung zur handlungsorientierten Arbeit nochmal auf breiter Ebene deutlich und erfahrbar.
Die Konflikte zwischen der Auffassung der Amtskirche und des BDKJ zeigten sich auch auf Dekanatsebene. Mit Entscheidung der Vergabe der Dekanatsjugendreferentenstelle an eine von Außen kommende Erzieherin, wurde ein Traditionsfaden willkürlich zerschnitten.
Die lebendige Auseinandersetzung mit aktuellen kirchenpolitischen Themen erlosch immer mehr.
Ich erinnere mich noch an groteske Dekanatsversammlungen bei denen die Kompetenz von engagierten jungen Menschen mit der Antwort auf die Frage „Glauben Sie überhaupt an die Auferstehung“ gemessen wurde (Frage des damaligen Kaplans Uhl, heutiger Weihbischof)
Liedgut
Im Liedgut zeigt sich viel von unserer inhaltlichen Orientierung:
Liedermacher, Zupfgeigenhansel (z.B. Bürgerlied, …)
Sacropop Peter Janssen: wir haben einen Traum, Die Vision, Schweig nicht – handle
Neue Kinderlieder: „Hast Du Deine Zahnbürste dabei“, „der Baggerführer Willibald“ „He du mich drückt der Schuh“…
Pink Floyd: we don‘t Need You Education
Stones
Kinder-und Jugendfreizeiten im In-und Ausland, Engagement im Stadtteil, Engagement für eine gerechtere, friedlichere Welt, aber auch Party im Walzenkeller:
von 1973 bis 1979 ein umfassendes Programm, ganz im damaligen Zeitgeist…
Die innerverbandlichen Leitungs-und Entscheidungsstrukturen vom BDKJ St.Bonifatius (im Exil) sind sehr demokratisch organisiert gewesen. Die Gruppen werden von jungen Menschen geleitet, die ein paar Jahre älter als ihre Gruppenmitglieder waren. Eine Gruppenleiterausbildung des Jugendverbandes war in der Regel die Voraussetzung für diese verantwortliche Tätigkeit. Die Jugendgruppenlleiter bildeten das Leitungsteam, das die volle Verantwortung für alle Aktivitäten hatte. Eine gutes Übungsfeld für die frühe Übernahme von weitreichender Verantwortung für andere Menschen.
Es folgen einige Dokumente aus der „Leitungstätigkeit“:
Einge etwas ältere BDKJler*innen engagierten sich nach dem Rausschmiss aus der Gemeinde St. Bonifatius (1972) intensiver in den überpfarrlichen Strukturen (Dekanat, Diözese und Bund) des Jugendverbands und stießen dort auf die gleichen Strukturen wie in der Pfarrgemeinde.
Es entwickelten sich neue Konflikte nach dem gleichen Muster wie in der Pfarrgemeinde. Auch hier ging es um Fragen der innerkirchlichen Demokratie, um gesellschaftspolitsche Orientierungen, auch um Fragen der persönlichen Lebensgestaltung eines Mitglieds der Bundesleitung der KJG, der zuvor auch im BDKJ/KJG St. Bonifatius eine aktive Rolle spielte. Die außereheliche Lebensgemeinschaft und seine politische Orientierung beschäftigte am Ende sogar die deutsche Bischofskonferenz.
Die unten stehenden Dokumentationen geben den Verlauf dieser Konflikte wieder, der sich zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und der Bundesleitung der KJG entwickelte.